Wallstein Verlag


Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft


Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur

Herausgegeben von Elisabeth Décultot, Alexander Honold, B. Venkat Mani, Steffen Martus und Sandra Richter

480 S., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5512-5 (2024-01-04)

zum Buch

Annette Gilbert

'Wikability': Über die Wikipedia als neue Konsekrationsinstanz im literarischen Feld

Obwohl dem Umfang einer Online-Enzyklopädie prinzipiell keine Grenzen gesetzt sind, verfolgt die deutschsprachige Wikipedia eine rigide Einlasskontrolle, bei der jeder Eintrag erst einmal auf seine Enzyklopädiewürdigkeit – ›Wikability‹ – geprüft wird. Dies geschieht anhand sogenannter Relevanzkriterien, die im Laufe der Jahre für unzählige Kategorien von Gegenständen und Personengruppen erarbeitet wurden, darunter für Autor:innen. An dieser Hürde scheitern nicht wenige. Die dabei aufflammenden Kon­troversen werden, wie alles in der Wikipedia, öffentlich geführt und lückenlos dokumentiert; sie sind somit live beobachtbar beziehungsweise im Nachhinein rekonstruierbar. An ihnen lässt sich exemplarisch die Aushandlung von Autorschaft, Kanon und Wertung im literarischen Feld der unmittelbaren Gegenwart nachzeichnen und die Bedeutung der Wikipedia als neue Konsekrationsinstanz untersuchen, die ein erstaunlich antiquiertes Verständnis von Literatur und Autorschaft pflegt.

Although in principle there are no limits to the scope of an online encyclopedia, the German-language Wikipedia follows a strict intake control in which the subject of an article must first be checked for its encyclopedic notability – ›wikability‹. This is done on the basis of so-called notability criteria, which have been developed over the years for countless categories of objects and groups of people, including authors. Quite a few authors fail at this hurdle. The controversies that flare up in the process are, like everything else in Wikipedia, openly conducted and exhaustively documented; they can thus be observed live or reconstructed in retrospect. They can be used as examples to trace the negotiation of authorship, canon, and valuation in the very contemporary literary field, and to examine the significance of Wikipedia as a new institution of consecration that maintains an astonishingly antiquated understanding of literature and authorship.


https://doi.org/10.46500/83535512-009

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