Wallstein Verlag


Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft


Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur

Herausgegeben von Elisabeth Décultot, Alexander Honold, B. Venkat Mani, Steffen Martus und Sandra Richter

480 S., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5512-5 (2024-01-04)

zum Buch

Achim Küpper

Die magische Nacht der Aufklärung: Johann Karl Wezels Zaubermärchen 'Kakerlak' (1784) im Schatten des erleuchteten Jahrhunderts

Der Beitrag behandelt Johann Karl Wezels Zaubermärchen 'Kakerlak' im Kontext der aufklärerischen Epoche. Auf einen Lebensabriss des Autors vor dem Hintergrund des literarischen Markts seiner Zeit folgt die bislang detaillierteste Auseinandersetzung mit seinem letzten größeren Werk. In der ersten Formanalyse dieses Texts entfalten sich Analogien zwischen Magie und Dichtung, zwischen Bindungszauber und gebundener Sprache. Die weitere Untersuchung ermittelt eine Vielzahl bis dato unbekannter Quellen und Bezüge im Verweis auf das europäische Projekt der Aufklärung. Allzu optimistischen Lichtmetaphoriken aufklärerischen Denkens stellt das Zaubermärchen dabei ein profundes Dunkel gegenüber, das auf die Schattenseiten der Erleuchtung deutet. Systematisch erschlossen wird der werkimmanente Bezirk der Nacht, in dem die Grenzen des Lichts Gestalt gewinnen. In der Konzentration auf das Nächtliche erscheint Wezels 'Kakerlak' zuletzt als Schlüsseltext einer ihr selbst inhärenten Dialektik der Aufklärung.

The article explores Johann Karl Wezel’s magical fairy tale 'Kakerlak' in the context of the Age of Enlightenment. Following a sketch of the author’s life against the background of the literary market of his time, his last major work is foregrounded in its most detailed discussion to date. In the first formal analysis of this text, analogies between magic and poetry, between binding spells and bound language are unfolded. The subsequent reading reveals a large number of hitherto unknown sources and references with regard to the European project of the Enlightenment. In the tale, all too optimistic light imageries of Enlightenment thinking are opposed by a profound darkness that points to the shadow sides of illumination. The paper systematically probes into the realms of night, which are embraced by the work and in which the outer limits of light are given shape. Concentrating on the nocturnal, Wezel’s 'Kakerlak' ultimately appears as a key text of the inherent dialectic of Enlightenment.


https://doi.org/10.46500/83535512-003

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