Wallstein Verlag

Der Volkskörper bei der Musterung


Militärstatistik und Demographie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg


Grenzüberschreitende Vernetzung in Europa vor dem Ersten Weltkrieg: Militärstatistiken als vielseitige Quellen.


Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Europa das Bewusstsein für die wissenschaftliche Bedeutung der Bevölkerung, gerade auch in Hinblick auf die »Wehrkraft« einer Nation. Damit wurde die medizinische Musterung der Rekruten auch zu einem Moment der Untersuchung der ganzen Bevölkerung. Größe, Gewicht und Brustumfang der Rekruten interessierten nicht nur das Militär selbst. Statistiker, Mediziner und Anthropologen stürtzten sich ebenso auf die männlichen »Militärbevölkerung« als Datenlieferant. Die Frage, ob und wie man über die Statistiken Rückschlüsse auf die Bevölkerungsentwicklung ziehen konnte, wurde zu einem frühen Kristallisationspunkt demographischer Wissenschaften. Heinrich Hartmann analysiert die Rolle des Militärs in der Entstehung solcher Diskurse und Wissenspraktiken vor dem Ersten Weltkrieg. Verglichen werden dabei Fallstudien aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz und anderen europäischen Ländern. Deutlich wird auch die grenzüberschreitende Vernetzung der demographischen Experten: Transnationale Wissenszirkulation und ein nationalistischer Militarismus schlossen sich vor 1914 nicht aus, sondern bedingten sich häufig gegenseitig.

Ausgezeichnet mit dem Henry-E.-Sigerist-Preis 2012.
Heinrich Hartmann

Heinrich Hartmann, geb. 1977, ist wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar der Universität Basel und promovierte 2006 an der FU Berlin und der EHESS Paris. Er arbeitet im Projekt »Vergangene Zukunft Europas« am Frankreichzentrum der FU Berlin ...

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