Alfred Landecker

Alfred Landeckers Leben veranschaulicht das Schicksal der damals überwiegenden Mehrheit der jüdischen Menschen im Deutschland des 20. Jahrhunderts

Von der ostpreußischen Provinz in die Industriestadt im Südwesten des Landes: Es war ein großer Schritt, zu dem sich Alfred Landecker kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs entschloss. Als Einziger aus der kinderreichen jüdischen Familie Landecker, die am Eisenbahnknoten des Dorfes Nordenburg eine Speditionsfirma betrieb, verlässt der junge Alfred die Region und zieht ins badische Mannheim. Nach Jahren als Soldat an der Westfront arbeitet er als Prokurist in einer Eisenmaschinenfabrik, lernt seine katholische Frau Maria Geßner kennen und gründet eine Familie. Dann stirbt Maria 1928. Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten bringt ihn und seine drei »halbjüdischen« Kinder in eine ausweglose Lage; 1942 wird Landecker mit dem Zug »nach dem Osten« deportiert und ermordet. Annette Prosinger zeichnet das Leben eines Mannes nach, der ein in jeder Hinsicht unauffälliges Leben führte: Alfred Landecker war keine berühmte Persönlichkeit des deutschen Judentums, keine Person des öffentlichen Lebens. Was Alfred Landecker während der NS-Zeit in Mannheim widerfuhr, veranschaulicht die Ausgrenzung und Verfolgung, der die überwiegende Mehrheit der jüdischen Menschen damals in Deutschland ausgesetzt war.